Die Pflichtlektüren

 

Bergmann, Frithjof  – Neue Arbeit, neue Kultur
Ein Paukenschlag Anfang der Achtziger Jahre und gemeinhin als DER Grundstein der New Work Szene gesehen: wenn du die grundsätzliche Idee, die von Bergmann empfohlene „Umkehrung“, den Gegenentwurf zur Ausrichtung an der Lohnarbeit verstehen möchtest, dann ist diese Primärliteratur Pflicht.

Borgert, Stephanie – Unkompliziert
Dieses Arbeitsbuch bringt dich nicht nur zum Nachdenken, sondern durch die verschiedenen Reflexionsaufgaben auch in eine andere Form der Umsetzung und Anwendung für den eigenen Arbeitsalltag.
Es richtet sich vor allem an Teams und Praktiker, die Komplexität als Denkweise begreifen wollen. Denn mit unseren Gefühlen, Erfahrungen, Einstellungen haben wir unsere eigenen “Wahrnehmungsfilter”: Systeme sind komplex, es gibt nicht immer nur eine Lösung für ein Problem – und wir sind als Teil des Systems, mit unseren Beobachtungen, Erwartungen und Filtern auch immer Teil des Problems. Auch deshalb solltest du nicht nur Deine Organisation gut kennen, wissen was gut und was schützenswert ist, sondern neben dem auch wissen, wo genau die Probleme sitzen und welche Ursachen dem zugrunde liegen, bevor du irgendwelche Veränderungen lostrittst.
“Unkompliziert!” stellt mit seinen Denk- und Reflexionsaufgaben als auch mit dem sehr unterstützendem Glossar und der interessanten Literaturliste eine extrem wirkungsvolle, hilfreiche Grundausstattung dar für alle, die künftig nicht mehr blind herumwerkeln, sondern strukturell Veränderung herbeiführen wollen.

Breidenbach und Rollow – “New Work needs Inner Work”

Die beiden Autorinnen sehen Inner Work als Voraussetzung, um mit Komplexität umgehen zu können. Und schaffen es pointiert und einfühlsam herauszustellen, warum: Wenn äußere Strukturen wegbrechen, brauchen wir mehr innere Strukturen. Es gibt in dem Buch die ein oder andere begriffliche Unschärfe, die mir aufgefallen ist. Man kann Selbstorganisation nicht „einführen“. Selbstorganisation ist immer da – und wird noch zu oft verhindert. Die Unterscheidung zwischen Führung und Steuerung machen bei weitem noch nicht viele, ich erachte sie aber als extrem hilfreich bei der systemtheoretischen Betrachtung von Unternehmen. Fehler und Irrtum nicht zu unterscheiden finde ich da schon schwieriger. An sich ist es jedoch sehr gut möglich, über begriffliche Ungenauigkeiten hinwegzulesen, wenn man betrachtet, was das Buch sein will: ein Praxis orientiertes Handbuch, damit Ansätze rund um „New Work“ nicht als Trend missverstanden und dadurch in Frage kommende Methoden und Werkzeuge völlig verbrannt werden.

LaLoux, Frédéric – “reinventing organizations”

Hier ist die Pflichtlektüre mit einem Augenzwinkern zu verstehen, denn während die eine stöhnt, dass sie die entstandene Sozialromantik um Laloux nicht mehr ertragen kann, kommt zum Barcamp der nächste mit leuchtendem Funkeln und sagt “ich hab Laloux gelesen, und das hat mir ja so die Augen geöffnet”…

Dieses Buch stellt für viele einen Einstieg in die Thematik “New Work” dar, mit all ihren möglichen Missverständnissen – aber da helfen beim Aufräumen ja wieder die Klassiker… und Laloux hat nun einmal mit diesem Buch auch großartige Beispiele zusammengetragen, die eben zeigen, dass es anders geht.

Pfläging, und Hermann – “Komplexithoden – Clevere Wege zur (Wieder)Belebung von Unternehmen und Arbeit in Komplexität”

Für eine agile Arbeitsweise gibt es nunmal keine Rezepte oder Blaupausen, doch es gibt dieses Buch, das die Grundlagen klärt und begreiflich macht und vor allem dafür sorgt, dass alle ihre genutzten Begriffe schärfen und so ein gemeinsames Verständnis von notwendigen Veränderungen vorherrscht.

Vollmer, Lars – “Wie sich Menschen organisieren, wenn ihnen keiner sagt, was sie tun sollen”

Fast schon ein Taschenbuch, quasi die Schnellanleitung für echte, auf Prinzipien beruhende Zusammenarbeit. Dazu gibt es sogar ein Poster zu kaufen, zum einrahmen oder verschenken… Viel mehr auf den Punkt als bei Lars geht es nicht.

 

Die Klassiker

diese Namen und Buchtipps werden dir immer wieder begegnen, sowohl in gedruckter Form als auch durch Vorträge, Impulsgebende Abendveranstaltungen, Vorträge. Nicht Jede und Jeder wird dein Fall oder deine aktuelle Flughöhe sein – vor allem Gerhard Wohland ist so ein Typ, den man mehrfach hören muss – ein Fest ist zum Beispiel »sein Auftritt auf dem work X Festival 2019.

 

  • Apello, J. – Management 3.0 : „Leading Agile Developers, Developing Agile Leaders“
  • Berghaus, Margot – „Luhmann leicht gemacht“ (Der Titel ist übrigens für die meisten wohl eher ein Hohn, aber zumindest kann diese Lektüre die Hürde zum Original Luhmann verringern ;))
  • Kahneman, Daniel: „Schnelles Denken, langsames Denken“
  • Kühl, Stefan – “Organisationen: Eine Sehr Kurze Einführung”, “Organisationskulturen beeinflussen”,  „Wenn die Affen den Zoo regieren“, “Organisationen gestalten” gemeinsam mit Judith Muster
  • Lohmann, Detlef – „Und mittags geh ich heim“
  • Lotter, Wolf – „Zivilkapitalismus“ und „Zusammenhänge“
  • Luhmann, Niklas – „Einführung in die Systemtheorie“, „Organisation und Entscheidung“
  • Oestereich, B. & Schröder, C.: „Das kollegial geführte Unternehmen
  • Pfläging, Niels: „Die 12 neuen Gesetze der Führung“ und „Der Kodex: Warum Management verzichtbar ist“
  • Pink, Daniel – „Drive: Was Sie wirklich motiviert“
  • Rosenberg, Marshall – Gewaltfreie Kommunikation
  • Scharmer, Otto – „Theorie U: Von der Zukunft her führen: Presencing als soziale Technik“
  • Simon, Fritz – „Einführung in die systemische Organisationstheorie“
  • Simon, Fritz – „Gemeinsam sind wir blöd“
  • Reinhard Sprenger: „Radikal Führen“, „Das Anständige Unternehmen“, „Mythos Motivation“
  • Vollmer, Lars – „Zurück an die Arbeit! Wie aus Business-Theatern wieder echte Unternehmen werden“
  • Wohland, G., Wiemeyer, M. – „Denkwerkzeuge der Höchstleister“

Darf es ein wenig mehr sein?

Ganz schön weiß, ganz schön männlich, diese Liste der Klassiker. Welche Strukturen dies begünstigen und worauf wir künftig achten sollten, dabei helfen

  • Reni Eddo-Lodge – “Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche”
  • Alice Hasters – “was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten”
  • Tupoka Ogette – „Exit Racism“

Weitere für mich sehr empfehlenswerte Ausflüge in gesellschaftliche und persönliche Beweggründe und die Strukturen unserer Welt:

  • Joachim Bauer – “Arbeit – warum sie uns glücklich oder krank macht“ (seine Meinung zum Menschenbild rund um ein mögliches Grundeinkommen teile ich nicht, doch ist seine Herleitung von früher bis zum heutigen Verständnis von Arbeit sehr augenöffnend.)
  • JJ Bola – „Sei kein Mann“
  • Georg Lolos – “Du bist nicht, was du denkst”
  • Melisa Erkurt – “Generation Haram”
  • Kübra Gümüsay – “Sprache und Sein”
  • Anna Mayr – “die Elenden”
  • Margarete Stokowski – „Unten rum frei“
  • Ware, Bronnie – „5 Dinge, die Sterbende bereuen“

Ich habe mich dagegen entschieden, hier Amazon-Links einzubetten. Nicht, weil ich Amazon per se schlimm oder böse finde, sondern weil wir in Deutschland Buchpreisbindung haben und es bei dir in der Nähe mit Sicherheit einen kleinen Buchladen gibt, der Miete und Gehälter zahlt und deine nächste Lektüre sehr gern für dich bestellt und inzwischen sogar liefert, mit dem Rad zum Beispiel – oder mit der Abholkiste vor der Tür arbeitet, so hat es meine Buchhandlung des Vertrauens während der Corona-Krise gemacht.

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